Immer noch ein echter Landcruiser?
72 Jahre, drei parallele Modellreihen, 16 Baureihen, Hunderte von Modellen, über 11 Millionen produzierte Einheiten – die Land Cruiser-Welt ist groß, vielfältig und mitunter verwirrend. Und sie entwickelt sich weiter: Nach 14 Jahren Laufzeit wurde jetzt der Land Cruiser 150 (alias „J15“) in den Ruhestand geschickt und von seinem Nachfolger 250 abgelöst.
Ich sehe: Sie wundern sich über den geradezu hektischen Produktzyklus von gerade einmal 14 Jahren. Nun, der Land Cruiser J20 lief ebenfalls 14 Jahre, beim Vor-Vorgänger J8 waren es 17, der J4 durfte 26 Jahre überstehen. Da muss man erstmal mitkommen. Aber Spaß beiseite. Die gemächliche Vorgehensweise zeigt: Wenn ein Land Cruiser auf den Markt kommt, steht er auf einer so gut durchentwickelten Basis, dass über lange Zeit nur ein paar Anpassungen genügen. Land Cruiser sind Langläufer, in jeder Hinsicht.
Land Cruiser 150 und 250 gehören zu der „Light Duty Series“, einer von drei parallelen Modellreihen und der einzigen, die in Deutschland offiziell angeboten wird. Und die wurde, das Schicksal teilt sie sich mit vielen Autos, über die vergangenen Generationen immer größer und luxuriöser. So sehr, dass sich der ursprüngliche Sinn und Zweck ein wenig verwischte. Das fiel auch dem scheidenden Präsidenten Akio Toyoda auf, woraufhin er eines Tages völlig unaufgeregt beschied: „Der Land Cruiser sollte ein Auto sein, das Menschen und Gemeinschaften in ihrem Alltag unterstützt. Der Light Duty muss zu jener ursprünglichen Form zurückkehren, die die Menschen suchen.“ Die Entwickler wurden angehalten, intensiv über die Ursprünge nachzudenken. Und darüber, was die Menschen brauchen.
Nun mag es sein, dass der geneigte, in der Land Cruiser-Welt aber vielleicht noch unerfahrene Leser schon beim zweiten Absatz den diversen Nummern nicht mehr folgen konnte. Lassen Sie uns an dieser Stelle also gemeinsam ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Es gibt wie erwähnt drei parallele Land Cruiser-Baureihen:
1) „Land Cruiser“, das Arbeitstier, der „Heavy Duty“: Der erste seiner Art kam 1951 als „Toyota Jeep BJ“ und wurde 1954 in „Land Cruiser“ umbenannt. Es folgten die Baureihe 20 (oder „J2“), die Übergangs-Baureihe J3, 1960 der legendäre J4 und 1984 schließlich der J7. Den gibt es heute noch (z.B. in den Versionen „HZJ78“ oder „GRJ76“), er ist in Europa jedoch nur über den freien Import erhältlich.
2) „Land Cruiser Station Wagon“, der große, luxuriöse: 1967 kam mit dem „Eisenschwein“ J5 der erste Station Wagon, dann folgten J6, J8, J10, J20 und schließlich im Jahre 2021 der Land Cruiser 300 alias J30. Ebenfalls in Europa nur über den freien Import erhältlich.
3) „Land Cruiser Prado“, der „Light Duty“: Mit der Einführung des J7 im Jahre 1984 gab es die zweite Modellteilung, der „Light Duty“ betrat die Bühne. Bis 1990 hieß er „Bundera“, seither “Prado. Dem J7 Prado folgten J9, J12, J15 und nun eben der Land Cruiser 250 alias J25. Den – und nur den! – wird es offiziell in Europa geben. Toyota Deutschland spricht sinnvollerweise schlicht vom „neuen Land Cruiser“.
Lesen Sie den gesamten Bericht auch in Ausgabe 10/23 der OFF ROAD:
OFF ROAD Ausgabe 10/23
Erstverkaufstag: 12.09.2023