Eichsfeld-Defender 127

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Was bedeutet „Neuwagen“? Nachdem man die Offroad-Schmiede in Eichsfeld besucht hat nicht mehr viel! Hier werden die Defender noch von Hand komplett neu aufgebaut.


Das graue Biest füllt fast die ganze Offroad-Schmiede aus, als wir zu unserem Besuch antreten. Eindrucksvoll wäre an dieser Stelle eine klare Untertreibung. Als Werkstattwagen von Romanus Freund, dem „Schmied“, konzipiert, wurde bei seinem 127er-Spezial mit San-Koffer, größtes Augenmerk auf Qualität im Neuaufbau gelegt. Richtig, es handelt sich nicht um die Restauration eines Ex-Militärs, es ist ein komplett neu aufgebautes Fahrzeug. Frame-off! Ein erster Rundgang um den kleinen Schrank lässt uns an einigen Stellen ohne Weiteres mit der Zunge schnalzen. Hier wurde mit viel Bedacht und handwerklicher Perfektion zu Werke gegangen.


DIE AUFERSTEHUNG

Höhergelegt um 5cm und und mit breiteren Achsen schaut er nicht nur brachial aus, sondern gewinnt durch diese Maßnahmen auch einiges an Fahrkomfort und ist mit dem Kasten auf seinem Rücken besser beherrschbar. Dieser wurde übrigens in seiner Form etwas modifiziert und versteift. Aber auf einem 127er-Rahmen? Kann doch nichts aus den 60ern sein? Stimmt. Ein 130er-Rahmen wurde hier gechoppt und angepasst, um Platz für den 300er-Tdi-Motor zu schaffen! Legt man sich einmal unter den Defender, sieht man die überholten und neulackierten Achsen und einen geschützten Rahmen, von dem man essen könnte. Von Rost und Alter keine Spur.

Der Schmied aus Eichsfeld hat ganze Arbeit geleistet und sich für seinen Neuaufbau nur die Rosinen rausgepickt. „Die besten Achsen wurden zwischen 96 und 99 produziert, das Getriebe war am wenigsten anfällig im Produktionsjahr 2001“, erkärt er uns. Jetzt wird langsam ein Schuh draus.



NUR VOM BESTEN
Aus der Erkenntnis folgt die Methode. Jahrelange Erfahrung mit den Engländern führen zu einer technisch perfekten Zusammensetzung der einzelnen Fahrzeuge. Klar ist das nicht Alltagsgeschäft, aber das Konzept der maximalen Qualitätsausbeute bei einem Neuaufbau ist genial und vor der Arbeitslesitung und Mühe kann man nur seinen Hut ziehen. Im Innenraum hat Romanus auf Ledersitze upgegradet, einige Zusatzinstrumente verbaut. Zweckmäßig und bestimmt nicht langweilig. Man sitzt gut und fühlt sich wohl. Wir wecken das Biest und unternehmen eine kleine Probefahrt. Der Tdi-Motor klingt gut und der 127er setzt sich leichter als erwartet in Bewegung. Der Fahrspaß stellt sich sofort ein und die Mundwinkel gehen mit der Drehzahl hoch!

Vor dem inneren Auge fahren wir damit durch die Münchener Innenstadt und ich sehe genau die Bli-cke der Passanten vor mir. Durch den Kofferaufbau kommt automatisch auch ein wenig Fernweh auf. Immer wieder fällt unser Blick in den noch nicht ausgebauten Koffer: Noch ist er leer und bietet Platz für reichlich Träume. Ursprünglich wollte Romanus den Defender für sich als Werkstattwagen nutzen, da er sich ziemlich oft auf europäischen Rallyes herumtreibt. Daraus wurde jedoch nix.


LEIDER VERGEBEN

Nicht nur wir haben uns auf Anhieb in das graue Monster veliebt, nein, es hat schon einen Käufer gefunden. Bei einem letzten, wehmütigen Rundgang schauen wir uns die „unauffälligen“ Schädel-Applikationen auf der Außenhaut genauer an und stellen fest , dass sie nicht geairbrusht sind, sondern von Hand gemalt. Der Bruder des Schmiedes, ein Kunst-Bachelor, durfte sich einmal richtig auf der „englischen Leinwand“ austoben. Auch mit viel Liebe zum Detail!



T/F Dr. Björn Schulz


Der Bericht stammt aus der OFF ROAD Ausgabe 03/15


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