German Doctors

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Unterwegs mit der „Rolling Clinic“ auf Mindanao!

In der Bildergalerie oben sehen Sie noch ein paar zusätzliche Impressionen von unserem Unimog-Einsatz mit den
GERMAN DOCTORS...




Einen Unimog auf den Philippinen ausliefern, die Fahrer einweisen und nach dem Rechten schauen – klingt gut, da lasse ich mich bestimmt nicht zweimal bitten.

Der Unimog wird die neue „Rolling Clinic“ der German Doctors auf Mindanao, der zweitgrößten und südlichsten Insel der Phili­ppinen. Die rollenden Kliniken gehen dort in einem 6-Wochen-Rhythmus auf Tour zu den entlegensten Dörfern, wo es keinen Arzt gibt und die Menschen keine professionelle medizinische Versorgung erhalten. Kaum vorstellbar für uns, aber traurige Realität auf vielen Inseln der Philippinen.



Die Wege zum nächsten Arzt sind zu weit und zu beschwerlich und die Kosten für einen Arztbesuch häufig einfach zu hoch. So sind die German Doctors, freiwillige Ärzte, die von lokalen Gesundheitsarbeitern unterstützt werden, oft die einzige Chance auf eine Behandlung. Das Hilfsprojekt existiert bereits seit über 30 Jahren.

Ein Unimog auf Weltreise

Aber die Anforderungen an die Hilfeleistungen sind gestiegen. Normalerweise fahren Ärzte und Helfer mit ein paar Kisten voller Medikamente auf einem Pick-up in die entlegenen Regionen. Echte Diagnostik oder weiterführende Behandlungen sind kaum möglich und oft bleibt nur der beschwerliche Transport in die nächstgelegene Klinik der deutschen Hilfsorganisation. Daran soll sich nun endlich etwas ändern, der Unimog soll neue Möglichkeiten eröffnen.



Nach intensiven Gesprächen mit den Doctors wird im Auftrag der Münchner Stiftung „Help in Motion“ unter der Schirmherrschaft von Ralph Müller ein Unimog gebaut, der optimal für den Einsatz als Rolling Clinic konzipiert ist.



Tobias Teichmann von 4wheel24, sehr erfahren im Reisemobilbau, führt die Arbeiten an dem ausgedienten Bundeswehr-Mog durch. Ziel ist es, die Kapazität des Personentransports und die Behandlungsmöglichkeiten vor Ort deutlich zu verbessern. So hat der Mog neben Wassertank und Kühlbox ein eigenes Labor zur Blutprobenanalyse, ein modernes Ultraschallgerät und eine Zahnarzt-Behandlungseinheit mit an Bord.



Alles hochgeländegängig verstaut und bei Bedarf einfach zu entnehmen. Klingt immer noch simpel, ist aber für die Ärzte und Patienten vor Ort ein echter Quantensprung bei der Grundversorgung. Jetzt kann zum Beispiel eine schwangere Frau direkt im Dorf eine Ultraschalluntersuchung bekommen und muss keinen beschwerlichen 3-Stunden-Transport ins nächste Krankenhaus auf sich nehmen.



Die lange Reise

Unser 27-Stunden-Flug ist ein Klacks im Vergleich zu der Odyssee, die der Mog erlebte, bis er endlich auf Mindanao ankam. Erpressungsversuche der ansässigen Regierung inklusive. Im März ging es von Hamburg aus los, seit Oktober befindet er sich im Hauptquartier der German Doctors in Cagayan de Oro. Schon während des Fluges bin ich gespannt, wie er die Strapazen gemeistert hat und wie sein Zustand ist.



Gefahren habe ich ihn lange genug beim Bund, aber komplett revidieren – ich hoffe, dieser Kelch geht an mir vorüber. Nach dem langen Flug über Dubai und Manila landen wir endlich spät nachts in Cagayan.

33 Grad und eine nicht zu fassende Luftfeuchtigkeit geben einen kleinen Vorgeschmack auf die nächs­ten Tage. Ich bin zu müde, um mir weitere Gedanken zu machen. Am Morgen darauf kann ich es kaum erwarten, mein Arbeitsgerät für die nächsten 10 Tage genauer anzuschauen. Nach einem kurzen Frühstück und dem ersten Treffen mit den Ärzten und Fahrern werde ich auch endlich des Mog gewahr.



Meine schlimms­ten Befürchtungen bewahrheiten sich zum Glück nicht. Man merkt ihm die lange Standzeit in der salzhaltigen Luft des Hafens zwar an, aber er springt gut an und die Elektrik hat auch kein Problem. So fällt das Fazit auch recht positiv aus und es besteht Hoffnung, wie geplant in 4 Tagen auf die erste große Klinik-Tour gehen zu können.

Der Kompressor baut leider nicht genug Druck auf, um die Handbremse zu lösen, und es rappelt was im Motorraum. Machbar! Am Nachmittag beginnt das erste Training mit den Fahrern – ich nutze die ungepflegte Erscheinung des Unimog, um direkt mit dem Wartungsunterricht und der Fehlersuche im Kompressorsystem zu beginnen. Der Druckverlust ist schnell lokalisiert: Eine Doppel-Schelle unter dem Verteilergetriebe muss abgedichtet werden.



Die Wellen und Gelenke sind trocken und überall ist ein Salzfilm. Abschmieren und Ölen sind angesagt. Aus den „begeisterten“ Gesichtern der Fahrer lässt sich leicht ablesen, dass sie sich ein deutlich sportlicheres Training erhofft hatten. Gegen 10 Uhr abends habe ich genügend Druck und fahre die erste Runde mit dem „Kleinen“ durch die engen Gassen Cagayans. Eine Riesen-Erleichterung, als alles funktioniert!

Geschafft und zu Tode geschwitzt krabbel ich nach einem ausgezeichneten Essen unter mein Moskito-Netz. Nun kann ich die kommenden Trainings auch endlich lustiger gestalten. Wie die Bordelektrik funktioniert und wo die Wasseranschlüsse und die diagnos­tischen Apparate zu finden sind, ist viel leichter zu vermitteln, wenn jeder der „Schüler“ zwischendurch mit dem Unimog auch eine Runde drehen darf.




Auf „Rolling Clinic“

Joel und Lito heißen die Jungs, die wir in einem Teamgespräch zum Abschluss des Trainings zu den offiziellen Fahrern erklären. Technisch überaus talentiert und fahrerisch äußerst versiert, haben die zwei auch am meisten Spaß am einzigen Mog auf Mindanao. Den Rest muss der Praxis-Test zeigen.

Eine Testfahrt ist gut und schön, aber was uns auf dem Weg in die einzelnen Dörfer der Klinik-Tour erwartet, verschlägt uns oft den Atem. Der Regen wäscht hier über Nacht ganze Wege in den Bergen weg und von tiefem Geläuf zu sprechen, wäre eine Beschönigung.

Wir brauchen teilweise 2 bis 3 Stunden, um ein 15 Kilometer entferntes Dorf zu erreichen. Die Pick-ups haben große Schwierigkeiten mit den dicken Steinen unter dem ausgewaschenen Lehmboden – unser Unimog nicht!

Hier gehört er hin. Mit Bravur und Ruhe meistern Fahrer und Gefährt die steilen, schlammigen Passagen. Hinter jeder Ecke erscheint eine neue, atemberaubende Landschaftsformation. Ein unglaubliches Erlebnis, das ich nach sieben Tagen so langsam anfange zu genießen. Die Menschen in den Dörfern freuen sich riesig, wenn wir um die Ecke kommen.



Die Patientenwarteschlangen und die Arbeitstage für die Ärzte sind lang. Besonders für den Zahnarzt, der nicht jedes Mal dabei ist. Dank des Unimog gibt es „Flutlicht“ bei der Behandlung und auch Füllungen können nun gemacht werden. Für die jüngeren Dorfbewohner ein absolutes Highlight, das auch zu Tränen rührt. Die Arbeit der German Doctors ist hier so wichtig, das spürt man überall.

Die Ärzte und ihre Helfer verdienen meine Hochachtung. Und sie brauchen vernünftiges Gerät für ihren Job. Der Klinik-Unimog ist ein richtig guter Anfang!



Sponsoren: Help in Motion und 4Wheel24

T | Dr. Björn Schulz
F | Schulz/Grosse

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