Bader Proto

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Matthias Bader steht für kompromisslosen Trophy-Sport, genau wie seine selbstentwickelten und gebauten Gefährte, die die heimische Manufaktur in Passau verlassen. Haltbarkeit und Performance stehen immer im Vordergrund – so auch bei der neuesten Kreation des Offroad-Schmieds: dem Ultron-Diesel!

Der beschauliche Hof in Passau wird in Neon-Orange getaucht. Vor uns steht die neueste Schöpfung aus dem Hause MatBad: der Ultron-Diesel. Matthias Bader hat in den letzten Monaten zwei solcher Trophy-Monster im Parallelflug erschaffen. Der Zwilling ist giftgrün und wird von einem 4,4-Liter-BMW-V8 angetrieben. Auch im Ultron-Diesel schlägt ein bayrisches Herz, der DreiliterSechszylinder aus einem 530d –und er sitzt in diesem Fall hinten. „Der Heckmotor war die Grundidee für den Ultron. Ich wollte diesmal eine optimale Gewichtsverteilung im Fahrzeug erzeugen, damit die Vorderachse freier und besser arbeiten kann“, erklärt der Schöpfer. In der Realität verteilen sich die 1600 Kilogramm Ultron-Gewicht jetzt 45/55 Prozent auf Vorder- und Hinterachse. Dies verhindert ein zu tiefes Eintauchen bei schnellerer Fahrt im Gelände und ermöglicht eine konstant verbesserte Artikulation der Vorderachse. Als Gegengewicht fungieren im Vorderwagen nun der Tank, die Batterie und die dicke Warn-Winde.



NEUE TROPHY-WEGE
Damit betritt Bader neue bauliche Wege bei seinen Protos. Entgegen den allgemeinen Entwicklungen der letzten Jahre kann nun der Radstand wieder verringert werden, denn der Motor befindet sich jetzt knapp vor der Hinterachse. Großer Vorteil bei der Fahrwerkseinstellung, wirkt doch die Hauptschwungmasse fast direkt darauf, was ein viel ruhigeres Fahren besonders im höheren Geschwindigkeitsbereich mit sich bringt. Einfach und haltbar. Durch den kürzeren Radstand kann der Ultron zudem auf die sonst gerne verbaute lenkbare Hinterachse verzichten. Eine Hydraulik weniger, um die man sich im Rennen Sorgen machen muss. So viel zu der schnöden Physik des neuen Meisterwerkes.

Viel interessanter ist es, sich die Ausführung der Ideen anzuschauen. Angefangen bei der Baderschen Rahmenkonstruktion, aus nahtlosen s355-Rohren gefertigt und in ganzer Pracht nur 140 Kilogramm leicht. Alles wirkt wie aus einem Guss: Motor, Getriebe und Stoßdämpfer fügen sich wie selbstverständlich ein. Der eigens angefertigte Ladeluftkühler thront flach auf dem Reihensechser, der große Kühler schaufelt die Warmluft gut geschützt nach hinten weg. Nichts am Ultron ist verplant oder exponiert gefährdet verbaut.

Im Gegenteil: gut integriert und dennoch leicht erreichbar und nach langem Tag auf dem Spielplatz einfach zu reinigen. Ein Blick unter den Rahmen gibt auch keine Schwäche preis. Jedes Bauteil liegt geschützt innerhalb der Rohre und einer später dort befestigten Schutzplatte. Der Weg nach vorn führt uns über das Fünfgang Speed-Steptronic aus dem Hause GM zum massiven Robur-Verteilergetriebe. Von hier aus gehen die dicken Wellen zu den 404-Unimog-Achsen, vorne in normaler Ausführung, hinten mit einem extrem zur Fahrerseite versetzten Diff versehen – einer Spezialität aus dem Hause MatBad, genau wie die auf Wunsch erhältliche  Umrüstung auf Scheibenbremsen.

Die an seinen Fahrzeugen verbaute Hydraulik für Lenkung und anderes entwickelt der Passauer zusammen mit seinem Spezi und Nachbarn Stephan Schießl von S-Hydraulik. Der neueste Clou der beiden, wie am Ultron teilweise schon zu bestaunen, sind Umfunktionierungen von stabilen Hydraulikschläuchen zu Bremsleitungen – genial und hält ewig. Das Ultron-Fahrwerk ist ein 2-Zoll-Fox-Coil-over mit insgesamt 40 cm Federweg. Längslenker mit haus eigenen Weitwinkel-Gelenkköpfen halten die Achsen im Zaum und gleichzeitig phänomenal verschränkbar. Hier merkt man die Erfahrung aus unzähligen Rennen, die in die Planung mit einfließt.

LEICHT, SACHLICH, LAUT
Zweckdienlich, pragmatisch und gewichtsparend geht es im Cockpit zu. Leichte Platten, leichter Tank und zwei MatBad-Sitze, die pro Stück nur 3,9 Kilo auf die Waage bringen, sorgen für das „Wohlfühl-Ambiente“. Pedalerie und Elektronik sind noch original BMW. Lenkrad, Speed-Shifter – mehr braucht man nicht! Wer aber nun denkt, es mit einem kühlen, jedes Gramm kalkulierenden Renningenieur zu tun zu haben, täuscht sich gewaltig. Der Bader zeigt schon seine Herkunft und dass er stolz ist auf seine Schöpfungen.

Es gibt, in Gedenken an die Siegesmaschine „Black Widow“, hier und da ein kleines handgeschweißtes Spinnennetz im Rahmenwinkel und auch der Alu-Irokese auf dem Dach darf nicht fehlen. Passt einfach alles zusammen, abgerundet von den niedlichen, handgefertigten 20-Zoll-Unimog-Beadlock-Felgen mit der 360/70 R20 Traktor-Bereifung. Der Bead ist natürlich in Wagenfarbe lackiert. Ob es nun funktionelle oder spielerische Details sind, nichts ist beim Ultron Zufallsergebnis – vor der Ausführung muss man einfach den Hut ziehen.

 JETZT ABER!
Genug gelabert, jetzt wollen wir den Ultron in Action sehen. Der Sechszylinder erwacht auf Knopfdruck zum Leben und wummert sonor an der freien Luft. Mit geändertem LLK und dem kurzen Auspuff geht die Leistung dicht an die 300 Pferde, an der freien Luft im Heck kann man es auch endlich fühlen. Ab in den Steinbruch und schauen, was der Ultron kann.

Klick, klick, klick – in ein paar Sekunden in der dritten Stufe und bei guten 60 Sachen lässt sich Ultron fast wie mit einem sequenziellen Getriebe nach vorne pushen. Das 5L40-E von GM arbeitet ruhig und präzise, der Motor ist drehfreudig und agil am Werk – beide Aggregate haben kein Problem mit Gewicht und Unimog-Achsen. Gutes Zusammenspiel der Komponenten, das einem das Grinsen ins Gesicht und die Steine hinter sich treibt.

Wheelies und Pflugshow sind nur zum Aufwärmen. Ohne Mühen ballert der Diesel im tiefsten Sand Abhänge hoch und runter, als wäre es nichts. Dabei bleibt er immer einwandfrei kontrollier- und beherrschbar. Die fast 300 PS im Zusammenspiel mit den kurz übersetzten Achsen schaufeln ein brachiales Drehmoment an die Portale und die Räder. So muss sich Trophy-Cruisen anfühlen!

Die Leistung entfaltet sich großartig, das Fahrwerk funktioniert wie gewünscht. In schnellen Schotterkurven und bei Wellen taucht der Proto nicht ein, verliert so weder Zeit noch Federweg. Die Fox arbeiten ohne die Motorlast schnell und äußerst agil trotz der schweren Achsen. Als hätte sich der Bader dabei was gedacht! Der Ultron-Diesel funktioniert sagenhaft und es überkommt einen ein Hauch Wehmut, als der Schöpfer bereits nach ein paar Stunden Action wieder nach Hause möchte. Widerwillig fügen wir uns der spaßbremsenden Obrigkeit und leisten Folge.

An den heiligen Hallen angekommen, kriegen wir allerdings noch einmal eindrucksvoll anhand eines Gabelstaplerversuches vorgeführt, wie gut messbar das Diesel-Monster nun wirklich verschränkt.
Ein unglaublicher Anblick, ähnlich dem Erklimmen eines Baucontainers ohne ersichtliches Zeichen von Anstrengung bei Mensch und Maschine. Nicht schlecht! Wer das nicht glaubt, dem kann ich nur empfehlen, sich auf den Weg nach Passau zu machen. Am besten mit 27.500 Euro in der Tasche, dann steht der Ultron bald in der heimischen Garage. Viel Trophy für wenig Geld!

 T | Dr. Björn Schulz F | Markus Kehl

 

 


Lesen Sie den gesamten Bericht in Ausgabe 10/18 der OFF ROAD:

OFF ROAD Ausgabe 10/18
Erstverkaufstag: 11.09.2018

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