Auf Heimatbesuch

Toyota Hilux in Namibia
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Der neue Toyota Hilux wird, sofern für den europäischen Markt bestimmt, in Südafrika gebaut. Da hatte er es nicht so weit nach Namibia, wo wir ihn zum ersten Mal bewegen durften.

Dichter Nebel liegt über Walvis Bay, der Walfischbucht. Wenn die kalte Meeresluft des Atlantischen Ozeans auf die warme Landmasse Namibias trifft, baut sich eine gigantische Wolkenfront auf, die die Küste einhüllt. Wale kann man zu dieser Jahreszeit hier nicht sehen, Delfine kommen dagegen regelmäßig vor die Küste. Heute nicht, aber wir hätten sie im dichten Dunst ohnehin kaum erkennen können. Vor dem Hotel parken unsere Reisegefährte: Der Toyota Hilux als Extra- und als Doppel-Kabine.

Angetrieben werden alle Varianten des neuen Pick-up vom neuen Allerweltsdiesel. Der Vierzylinder hat nur noch 2,4 Liter Hubraum, also knapp 100 Kubik weniger als der Vorgänger, holt aus dem Aggregat aber 150 PS und ein maximales Drehmoment von 400 Newtonmetern, das ab 1600 Umdrehungen zur Verfügung steht. So soll er den Sprint aus dem Stand auf einhundert km/h mit Schaltgetriebe in 13,2 Sekunden, mit dem neuen Sechsgang-Automatikgetriebe in 12,8 Sekunden absolvieren, maximal 170 km/h schnell werden und dabei nie mehr als 7,8 Liter Diesel durch die Brennräume feuern.

So viel schon mal vorweg: Weder wollen noch werden wir auf unserer ersten Tour Sparrekorde aufstellen, denn es gilt, möglichst viel durchs Gelände zu fahren.
Wir schnappen uns einen Eineinhalbkabiner mit Schaltgetriebe und sind glückselig.



MODERNER UND NÜTZLICHER
Der neue Hilux wartet nun endlich auch mit genialen 2+2-Türen für die Extra-Kabine auf. Das Gepäck ist daher schnell verladen und hinter der Karosserie schließt die 1,81 Meter lange Pritsche an, die in der jetzigen, achten Generation auch an Breite zugelegt hat, womit maximal 1645 Millimeter zwischen den Bordwänden auf Ladung warten, die maximal 1235 Kilogramm wiegen darf. Die Front des Hilux wurde etwas rundlicher, der Übersicht schaden die weicheren Formen aber nicht. Der Rahmen des Pick-ups wurde um zwanzig Prozent verwindungssteifer, längere Blattfedern und eine neue Radaufhängung sollen im gleichen Maße den Federweg erhöhen.

Wir entern den Innenraum und verschaffen uns einen Überblick. Alles wurde modernisiert, man findet sich aber intuitiv sofort ­zurecht. Das neue Touchscreen-Navigationssystem ist deutlich gewachsen und wird ausschließlich durch Berührung gesteuert. Zusatzregler sucht man vergeblich. Unser Testwagen ist mit guten Stoffsitzen und manueller Klimaanlage ausgestattet.

ENDLICH GEHTS LOS
Von Swakopmund bewegen wir uns zuerst Richtung Süden am Langstrand entlang. Hier wollen wir das erste Bild des Tages schießen, der Dunst hält sich aber zur frühen Stunde noch hartnäckig. Mehr als ein Schnappschuss am Strand ist also nicht drin. Im Osten türmen sich aber schon die Dünen des Namib-Naukluft-Nationalparks auf, in den wir auf jeden Fall fahren wollen. Direkt hinter Dune 7, auf dem letzten Stück Schotterstraße, machen wir Halt und lassen die Luft aus den Reifen. Im Sand dreht sich alles um Traktion, mehr Auflagefläche lässt den Wagen nicht so weit einsinken. Mit 0,8 bar Restdruck und eingelegter Reduktion gehen wir die ersten Sandpassagen an, erklimmen eine Düne nach der anderen und genießen das am ehesten mit Tiefschneesnowboarden vergleichbare Fahrgefühl. Für ganz schwierige Passagen ist der neue Hilux mit gleich zwei Limited-Slip-Differenzialen bestens gerüstet. Die Hinterachse kann man komplett sperren.



Lange Bergabpassagen entschärft der untersetzte erste Gang komplett. Die Bergabfahrhilfe benötigen wir mit dem Schaltgetriebe kein einziges Mal.
Am frühen Nachmittag verlassen wir die Dünen und bewegen uns über breite Schotterpisten Richtung Namibgrens. Hier werden wir unser Nachtquartier aufschlagen. Die Landschaft ändert sich von Wüste in Steppenland und wird felsiger und bergiger, je näher wir unserem Ziel kommen. Die Aussichten sind atemberaubend. Auf den Schotterpisten schlägt sich der Hilux vortrefflich, der Extra Cab bietet großartigen Langstreckenkomfort.



Am nächsten Morgen starten wir früh, es steht eine weitere Klettereinheit auf dem Programm, heute durch felsiges Terrain, das sich technisch als recht anspruchsvoll erweist. Hier kann der Pick-up noch einmal unter Beweis stellen, was in ihm steckt. Gute drei Stunden können wir uns nehmen, um die Bergstrecken zu erkunden, dann heißt uns der enge Zeitplan, aufzubrechen. Wir wollen vor Einbruch der Dunkelheit Naankuse nordöstlich von der Hauptstadt Windhuk erreichen. Auf den Schotterpisten kann man richtig Tempo machen. Die Strecken sind gut, Tempo einhundert ist leicht machbar, nur der Staub zwingt einen, den Fuß vom Gas zu nehmen. Springböcke, Zebras, Warzenschweine und Oryx-Antilopen kreuzen unseren Weg, während sich die Landschaft wieder in rasendem Tempo von Gebirgen in weite Steppen wandelt.



N/a‘an ku sê
Naankuse ist ein Wildlife-Resort, in dem viele Arten von verletzten oder verwaisten Tieren aufgepäppelt und danach zum Teil wieder ausgewildert werden. Auf 3200 Hektar Land beherbergt die Foundation rund 150 Tiere, darunter auch Großkatzen wie Löwen, Leoparden und Geparden. Viele davon wurden Opfer von Menschen und als Neugeborene zur Auffangstation gebracht.



Die Chance können wir uns natürlich nicht nehmen lassen. Und so verbringen wir nach einer Nacht in der Lodge den Vormittag mit den Raubkatzen, bevor wir dieses wunderschöne Land wieder verlassen. So wie der Hilux. Dessen Heimaturlaub ist auch vorbei.

 

T l Marc Ziegler F l Ziegler/Mederer/Koch

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